Segelschiff Belem

 

 

Im Jahr 2015 zu meinem 50. Geburtstag habe ich mir einen lang gehegten Traum erfüllt!

Ich betrat zum ersten mal in meinem Leben, die Planken eines wunderschönen, historischen Segelschiffs, hier möchte ich dieses einmalige Erlebnis mit Ihnen teilen!

 

 

 

Wichtige informationen zur Belem:

die Belem ist eine französische Dreimastbark und lief 1896 in Nantes vom Stapel. Die Belem wurde nach der südamerikanischen Stadt Belem benannt und diente vor allem als Handelsschiff. Sie fuhr meist von Nantes nach Südamerika, um dort Kakao zu laden.

 

Die Jungfernfahrt, war ein ziemliches Desaster, die Belem hatte Maultiere geladen, die nach Monte Video gebracht werden sollten, bei einem Beinahe-Schiffbruch wurden viele der Mulis verletzt und als dann auch noch ein Brand auf der Belem ausbrach, kamen die restlichen Tiere ums Leben.

 

Danach fuhr die Belem aber unter einem glücklichen Stern und entkam einem fürchterlichen Vulkanausbruch auf den Antillen....

 

1914 ging die Dreimastbark nach England, wo sie vom 2. Duke of Westminster in eine Luxusjacht umgewandelt wurde. Sie erhielt 2 Motoren und die schöne weiße Holzreling am Heck....

 

1922 wurde die Belem an Sir Arthur Ernes Guiness verkauft, wo sie unter dem Namen Fantôme II fuhr, auf ihr wurde eine Weltumsegelung durchgeführt...

 

1951 kam die Belem nach Italien, wo sie unter dem Namen Giorgio Cini, Kadetten der Handelsmarine als Schulschiff diente, bis sie 1965 außer Dienst gestellt wurde.

 

1979 wurde die Belem nach Nantes zurückgebracht und wieder flott gemacht, seit 1983 fährt sie nun als Schulschiff für zahlende Gäste und steht Jedermann offen!

 

Es werden Kurse von 2 bis zu 9 Tagen und länger angeboten, wobei das "Segelrevier" jedes Jahr ein wenig variiert...auf der Homepage der Belem kann man ab Mitte Dezember das Programm für das kommende Jahr einsehen und einen Törn buchen.

 

Bordsprache ist Französisch, es wird aber auch ein wenig Englisch gesprochen. !Luxus darf man sich keinen erwarten, eine kleine Koje, ein kleiner Spind, das war's, dafür ist aber die Verpflegung sehr köstlich!

 

Es gibt getrennte Waschräume für Damen und Herren, einen langen Tisch in der Batterie, wo gegessen wird und es steht rund um die Uhr Mineralwasser und Kaffee oder Tee zur Verfügung.

 

Als Gast ist man aber in die Arbeit am Schiff miteingebunden, es gibt 3 Schichten mit fixer Besatzung, dem "Dienstplan" kann man dann entnehmen, welcher Schicht man zugeteilt wurde und so hat man dann Tag und Nacht an Deck zu erscheinen...

 

Man hilft beim Segelsetzen und bergen, man darf das Deck schrubben, Messing polieren, das Schiff steuern, Wache gehen usw. Man erhält wirklich einen kleinen Einblick, in das Leben eines Matrosen. Man darf das Essen servieren, was bei stärkerem Seegang durchaus eine Herausforderung ist...

 

Die Besatzung besteht aus 16 Crewmitgliedern, die sich um die Gäste annehmen. 5 Offiziere, die das Schiff führen, aber auch gerne Auskunft geben, 2 Köche, die hervorragende Arbeit leisten und 9 "Gabiers", das sind die Matrosen, die in der Takelage unterwegs sind und in schwindelerregender Höhe ihre Arbeit verrichten.

 

Pro Törn oder "Stage", können 48 Personen mitgenommen werden...

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hier noch ein paar technische Daten zur Belem:

 

Schiffstyp: Dreimastbark

Heimathafen: Nantes, Frankreich

 

Länge: 58m

Breite: 8,80m

Tiefgang: 3,60m

Höhe: 34m

534 Bruttoregistertonnen

 

2 Dieselmotore Höchstgeschwindigkeit 8kn (15km/h)

 

22 Segel

Maximale Segelfläche 1200m2

Höchstgeschwindigkeit unter Segel 12kn (22km/h)

 

Video über meinen Aufenthalt auf der Belem 2015

Link zur Homepage der Belem

 

 

September 2015, Stage Saint-Malo nach Brest, 5 Tage an Bord der Belem:

 

 

hier steht mein Traumschiff!

Fast ein Jahr lang habe ich auf diesen Tag gewartet, nun ist es soweit. Am 12. 9. 2015 warte ich mit einigen anderen "Stagiaires", so werden die Kursteilnehmer auf der Belem genannt, darauf, endlich mein Traumschiff betreten zu dürfen. Die gesperrte Rampe wird geöffnet und wir gehen mit großen Reisetaschen oder Rucksacken bewaffnet an Bord der Belem. Gleich geht es hinunter in den Schiffsbauch, wo wir unsere Kojen und Spinde finden. Schnell die ganzen Sachen auf die Koje geschmissen und schon geht es ins "Grand Roof", in den schönen holzgetäfelten Empfangsraum der Belem. Dort nehmen uns Queltaz der 2. Offizier der Belem und Patrice der "Maître d'Equipage" in Empfang. Wir bekommen unsere Häferl mit Nummer zugeteilt, diese Nummer entspricht der Nummer unserer Koje, und diese Nummer findet sich auch auf dem "Dienstplan" der Belem....Wir werden freundlich empfangen und nach der "Häferlvergabebe" geht es wieder hinunter in die Batterie, so wird das Deck genannt, in dem sich der Schlaf- und Essplatz der Belem befindet. Schnell die wichtigsten Sachen verstaut, den Fotoapparat rausgekramt und nun wird das Schiff von den Neuankömmlingen begutachtet.

 

Ehrfürchtig betrachten wir unser Traumschiff, wir erkennen die Schönheit dieses Schiffes, die stolzen Masten, die wunderbaren Holzdecks, die Takelage, ich berühre das gut lackierte Holz, das ganze Schiff ist in einem tadellosen Zustand, was von der Arbeit unzähliger Hände zeugt. Nach diesem ersten nächtlichen Rundgang, wird zuerst der Waschraum aufgesucht, der geräumig ist, über 2 Duschen, 2 Toiletten und 4 Waschplätze verfügt. Danach falle ich müde in meine Koje, nur mit dem Schlafen schaut es nicht so gut aus, erstens läuft die ganze Nacht ein Dieselaggregat, und zweitens macht sich doch etwas Nervosität breit...Was wird mich in den nächsten 5 Tagen erwarten?

Am nächsten Morgen gilt mein erster Blick dem "Dienstplan" in bin in der 2. Wache eingeteilt, schaue mir meine Crewmitglieder gut an, damit ich weiß, wer meine Ansprechpartner sind. José, Yannick und Thomas sind die "Gabiers", mit denen ich zusammenarbeiten werde und Quentin ist unser Lieutnant....danach geht es an den langen Tisch in der Batterie und wir langen bei unserem ersten Frühstück auf der Belem kräftig zu. Kaffee, Kakao, Tee, Baguette, Butter, Marmelade und Nutella stehen zur Verfügung. Ich versuche mich mit meinem Anfängerfranzösisch an der Tischrunde zu integrieren und ich werde freundlich aufgenommen.

Bald entfaltet sich ein nettes Gespräch und ich fühle mich unter meinen Kameraden sehr wohl. Danach geht es an Deck und wir beobachten die Ankunft der restlichen "Stagiaires", nach dem wir vollzählig sind, werden wir ins "Grand Roof" gebeten, wo uns unser Kapitain Michel Péry, seine Mannschaft vorstellt. 5 Offiziere, 2 Köche und 9 Gabiers werden sich um uns kümmern und uns die Arbeit auf einem so großen Segelschiff etwas näher bringen. Aufmerksam lauschen wir den Ausführungen unseres Kapitäns...

Danach ging es an Deck und wir warteten gespannt auf das Kommando "Leinen los"! Bei allen Kameraden, war die freudige Erwartung deutlich zu spüren, alle hatten ihre Fotoapparate in den Händen und die Belem wurde von allen Blickwinkeln abgelichtet...

Thomas unser jüngster Gabier turnte einstweilen in die Takelage hinauf, um die Segel zu lösen, bei 10 Segeln ganz schön viel Arbeit....der Lotse erreichte die Belem, wechselte einige Worte mit der Mannschaft, dann ging es auf zum Steuerstand, an der Steuerbordseite (rechts) der Belem...die Leinen wurden gelöst und unser Traumschiff war auf großer Fahrt! Mir traten Tränen in die Augen, so bewegend war dieser Moment für mich, so lange hatte ich mich auf diesen Augenblick gefreut!!

Dann war unser Moment gekommen....Wir wurden über das ganze Schiff verteilt und auf das Kommando "On y va, embrasse" begannen wir an den Tauen zu ziehen und die Segel von den Rahen zu lösen! Welch herrlicher Anblick, als sich die Segeltuchwolken über uns zu bauschen begannen und der Wind kräftig die Segel füllte, man konnte deutlich die Kraft, dieser riesigen Segelfläche fühlen, die bei "voller Wäsche" immerhin fast 1200m2 beträgt...

Mit dem Wind schräg von hinten, glitten wir nun Richtung Ärmelkanal, um dann nach Westen zu steuern, voll Bewunderung erkundeten wir weiterhin die Belem und beobachteten die Crew bei ihrer Arbeit, wir mussten unsere Crewmitglieder erst richtig kennenlernen. Das ergab sich dann auch bei den Mahlzeiten, wo immer einige Crewmitglieder mit uns speisten und sich unseren neugierigen Fragen stellten. Schön langsam gewöhnten wir uns an die moderaten Schiffsbewegungen und wir begannen die Reise in vollen Zügen zu genießen!

Gegen 12 00 wurden wir zum ersten Mittagessen auf der Belem gerufen, drei Stagiaires mussten schon 20 Minuten vorher antreten, um den Tisch zu decken und die Speisen von der Kombüse zu holen. Die Einteilung konnten wir auch unserem "Dienstplan" entnehmen...

Wir mussten unsere Teller im schön sauber putzen, was mit den Baguettes kein Problem war, denn es gibt für alle 3 Gänge nur einen Teller, aber wir sind auf einem Schulschiff und auf keiner Luxuskreuzfahrt...dafür überzeugten uns die Kochkünste von Bruno und Patrick...

Herrlich war auch die Käseplatte, die als 4. Gang gereicht wurde, wir schlemmten wie "Gott in Frankreich"

Zum Trinken gibt es auf der Belem nur Wasser, keine alkoholischen Getränke, man darf auch keine alkoholischen Getränke mit an Bord bringen, "besoffene" Crewmitglieder sind auf einem Schulschiff eine große Gefahr und nicht akzeptabel...Dafür stand uns ein Wasserkocher zur Verfügung und wir konnten uns immer Tee zubereiten, oder uns aus der großen Thermoskanne mit Kaffee versorgen. Außerdem stand in der Kombüse immer ein Obstkorb, von dem wir uns auch bedienen durften...da wurden auch des Öfteren "Leckerlis" an die Crew vergeben, Schokolade usw...

Nach dem Essen ging es wieder an Deck und ich hielt die ersten Eindrücke von unseren Aufgaben am Schiff mit der Kamera fest...

Nach dem oppulenten Abendmahl um ca. 19 00 durfte ich auch meinen ersten Nachtdienst bestreiten, von 20 00 bis 24 00 sollte meine Schicht dauern. Ich versammelte mich mit meinen Kameraden und Crewmitgliedern an Deck und dann wurden uns die verschiedenen Aufgaben zugewiesen. Zuerst ging es auf das Vordeck um zusammen mit einem Gabier Wache zu halten. Nach Sonnenuntergang war es ein ganz eigenartiges Gefühl auf dem stockdunklen Deck zu sitzen, die riesige Segelpyramide nur als Schatten zu sehen, und die Kraft dieses wunderbaren Schiffes zu spüren, zielstrebig pflügte die Belem nach Westen...Auch die Crewmitglieder waren voll Begeisterung für ihr Schiff. Ich sprach ein wenig mit Sergio und ich konnte die Liebe spüren, die er für "seine" Belem empfand....

Etwas später wechselten wir auf das Achterdeck und ich durfte zusammen mit Sergio zum ersten Mal das Ruder der Belem in die Hand nehmen!

Ein erhebendes Gefühl! Ich hatte Anfangs ganz schön zu kämpfen, denn dieses Ruder benötigt viel Kraft um es sicher zu halten, einmal geht es ganz leicht, dann kann man wieder mit aller Macht ziehen und dabei immer die angegebnen Position am Kompass zu halten, erwies sich als Herausforderung. Aber bald gewöhnte ich mich an die Eigenarten des Ruders und ich konnte meinen Kurs so halbwegs einhalten , was mir ein deutsches "Gut, gut" von Sergio einbrachte....Stolz hielt ich meine Nase in den Wind und beobachtete die blinkenden Leuchtfeuer an der Küste der Bretagne....

Danach ging es in den Waschraum und ab in die Koje, in der Nacht wurden dann die Schiffsbewegungen immer heftiger, man fühlte das Vibrieren der Masten und den Wind in der Takelage, ab und zu hörte man Schritte an Deck, die Crew war bei der Arbeit und reffte einen Teil der Segel...

 

Am Morgen war es dann vorbei mit dem beschaulichen Segeltörn, der Wind heulte durch die Takelage, hätten wir die Seitenteile an unseren Kojen nicht gehabt, wären wir aus den Betten geflogen, man spürte wie sich das Schiff zur Seite neigte und dann wieder durch ein Wellental glitt...bei einem Schiff dieser Größe fehlt das typische Stampfen, dass ich auf kleineren Segeljachten immer zu spüren bekam. Dann hieß es raus aus der Koje, das Frühstück wartete auf uns. Beim Aufstehen knallte ich gleich mit dem Kopf an die Nachbarkoje, der Gang zum Waschraum wurde auch abenteuerlich und man mußte sich überall wirklich festkrallen um nicht durch die Gegend geschleudert zu werden.

Am Frühstückstisch angekommen mußte man beim Befüllen der Kaffeeschalen den Neigungswinkel des Schiffs miteinberechnen und ohne Ankrallen am Tisch flog man von der Bank, da das Schiff gerade schön von einer Seite zur anderen rollte...Aber wir waren guter Dinge und genossen unter viel Gelächter unser einfaches Frühstück...

Nach dem Frühstück ging es an Deck, von den Waschräumen der Herren hörte man verdächtige Geräusche, oh je, da waren die Ersten seekrank geworden...Wir vier Mädels hatten Glück wir bliebe von diesem Übel verschont. An Deck angekommen zeigte uns der Ärmelkanal sein wildes Gesicht, hohe Wellen, starker Wind, das Schiff rollte gewaltig und man mußte sich bei jedem Schritt gut anhalten, ansonst rutschte man auf dem nun nassen Deck unweigerlich aus. Beim Fotografieren rutschte ich mit einem Bein gleich in die Lenzklappen, (Klappen an der Bordwand, die sich öffenen, damit das Wasser von Deck wieder abfließen kann), aber ich trug nur eine Abschürfung von dem Mißgeschick davon. Aber ich war gewarnt, an Deck mußte man nun wirklich höllisch aufpassen, als wir zu einem Segelmanöver gerufen wurden.

Mittags hatte ich dann "Küchendienst", das Tischdecken, war auch nicht so einfach, erst mußte mal das "Antirutsch-Tischtuch" gefunden werden. Darauf plazierte ich dann die Teller und das Besteck, meine schön auf die Teller drapierten Servietten flogen leider alle auf den Boden, na ja, man lernt dazu. Zu Mittag gab es dann kalt zu essen, da auch das Kochen in der Kombüse unmöglich war. Wir bekamen Baguettes, Butter und die herrliche Käseplatte wurde herumgereicht. Außerdem gab es riesige Säcke mit Kartoffelchips, aus denen sich vor allem die Crew bediente. Der Kapitän gesellte sich zu uns, um die Moral der Truppe zu heben. Etliche hatte es ganz schön erwischt, sie lagen  grün im Gesicht in den Kojen und kotzten sich die Seele aus dem Leib....

Am Nachmittag kam dann die Sonne heraus, es herrschte noch immer ordentlicher Seegang, aber das Deck wurde trochen und man konnte wieder gefahrloser draußen unterwegs sein. Nun hatte die Crew das Ruder übernommen, denn in diesem Seegang war das Schiff sicher sehr schwierig zu steuern, da mußten sich unsere Gabiers auch ganz schön anstrengen um das Schiff auf Kurs zu halten. Aber es war auch ein berauschendes Gefühl, die Kräfte zu spüren, die auf das Schiff wirkten und wie die Belem mit hochaufragender Segelpyramide kraftvoll nach Westen stürmte...

Am Abend entschied dann unser Kapitän, den Seekranken eine kleine Auszeit zu gönnen, wir hielten auf eine Bucht in England zu, wo wir vor Anker gingen. Einige  Stagiaires wurden mit dem Zodiak an Land gebracht, wo sie sich die Beine ein wenig vertreten konnten. Ich blieb auf der Belem und genoss das herrliche Abendessen, dass unsere Köche für uns zubereitet hatten. Gesättigt und hundemüde fielen wir alle in unsere Kojen um ruhig schlafen zu können.

Unsere Crew mußte noch mal ran, denn bei unserem wilden Ritt, wurde ein Segel beschädigt, dass geborgen und durch ein Reservesegel ersetzt werden mußte. So konnten wir unsere Gabiers bei ihrer waghalsigen Arbeit hoch oben in der Takelage bewundern!

 

 

der dritte Tag begann dann etwas beschaulicher, das Meer hatte sich beruhigt und so formierte sich nach dem Frühstück der "Putztrupp". Patrice teilte seine Mannen ein und so ging jeder auf seine "Gefechtsstation". Ich hatte mit Kameraden die Batterie zu säubern, kehren, aufwaschen, Tisch schön polieren...in einer Stunde war das geschafft.  Danach wurden wir ins "Grand Roof" gebeten. Dort erwartete uns unser Kapitän und erzählte uns so Einiges zum Verlauf unserer Reise und er zeigte uns mit Hilfe eines Modellschiffes, die Segelmanöver.

Am Nachmittag erlebte ich dann ein tolles Abenteuer, die Crew begann in der Takelage zu arbeiten und einige der Burschen kamen mit Klettergurten angetrabt. Da wußte ich, es geht auch für uns Stagiaires hinauf in die Takelage. In 4er Gruppen wurden uns Klettergurte angelegt, ich sah mir das Ganze mal vom Boden aus an, aber als Nationalparkranger wollte ich mir natürlich keine Blöße geben und stieg dann auch hinauf in die Wanten. Wir waren gut gesichert und zwei Gabiers halfen uns an den heiklen Stellen, wo es hinaus geht auf die "Fußpferde", das sind die Taue, die unter den Rahen angebracht sind, auf denen die Matrosen bei ihrer Arbeit stehen. Es ist ein ungewohntes Gefühl, da diese Taue ja nachgeben aber man gewöhnt sich daran. Da die See nicht ganz ruhig war, durften wir nur die 1. Etage erklimmen, aber über zehn Meter waren es trotzdem. Ich genoss den Ausblick auf das Schiff, danach ging es wieder hinunter auf das sichere Deck und wir sahen der Crew bei ihrer Arbeit zu.

Tauwerk war beschädigt und mußte ersetzt werden. Man bekam einen kleinen Einblick in die vielfältigen Aufgaben unserer Crew!

Die Nachtschicht von 4 Stunden, war nicht ganz einfach, da ich ständig unter Schlafmangel litt, war ich so müde und mir wurde, obwohl ich warm eingepackt war, ziemlich kalt, denn die See war ruhig und wir hatten nicht viel zu tun.

Ich besuchte mal kurz unseren Offizier in der Dunette, (kleiner Aufbau, in dem sich der Kommandostand der Belem befindet) und ließ mir unsere Position auf der Seekarte zeigen, und die technischen Geräte erklären, die auf der Belem natürlich auch für unsere Sicherheit sorgten. Das Radar, den Kartenleser, Barometer, Geschwindigkeitsmesser usw.  wir waren mit 7 Knoten unterwegs, das entspricht ca. 14km/h...

Alles sehr interessant, aber ich war trotzdem sehr froh, als ich meinen warmen Schlafsack schlüpfen konnte!

 

Am 4. Tag, werde ich am Morgen zum Deckschrubben eingeteilt, Fabrice füllt schon mal die Eimer, es sind genug Leute da, die sich einen Schrubber krallen und in einer Stunde strahlt die Belem...

Nach dem Mittagessen geht es für mich wieder an Deck, ich darf wieder mal ans Steuer, es macht wirklich Spaß, dieses 58m lange Schiff zu steuern. Jetzt kenne ich ja schon die Eigenheiten der Belem, man braucht etwas Feingefühl, da das Schiff nicht sofort auf die Bewegungen des Steuerrades reagiert. Thomas unser jüngster Gabier schaut mir dabei auf die Finger und übernimmt dann selbst das Ruder, damit ich ein Bild von ihm machen kann. Am Nachmittag werden wir dann ins "Grand Roof" gerufen. Ich komme aus der Batterie und habe nur "Patschen" an, übersehe eine Pfütze am Holzboden und knalle durch das ganze "Grand Roof", tolle Vorstellung  vor versammelter Mannschaft.

Aber es erwartet uns eine nette Überraschung,Thomas und unser Herr Kapitän verteilen einen "Cocktail" an die Stagiaires. Orangensaft mit einem Schuß Rum, in unserem obligatorischen Häferl. Das ist das einzige Mal, dass es Alkohol an Bord der Belem gibt. Gut gelaunt trinken wir auf die Belem und auf ihre Crew. Wir haben die Jungs schon ins Herz geschlossen. Sie leisten hervorragende Arbeit und sind immer nett zu uns.

Am 5. Tag unserers Segeltörns erwartet uns Traumwetter, die Sonne knallt an Deck, die Segel und Anstriche strahlen in blendendem Weiß und Himmel wölbt sich fast schon kitschig blau über uns. Die Belem rauscht am Pointe Saint-Mathieu vorbei einem wunderschönen Leuchtturm, der die lange Einfahrt zur Hafenstadt Brest markiert.

Ich hole mein Maskottchen, eine Stoffgämse vom Nationalpark Gesäuse hervor und wir treiben ein wenig Schabernack am Steuer...

Alle genießen die letzten Stunden unserer wunderbaren Reise, etwas wehmütig streife ich nochmals über mein geliebtes Schiff und versuche noch einige Impressionen festzuhalten.

Bald taucht das Lotsenboot von Brest auf, der Lotse kommt an Bord und wir nehmen die letzten Seemeilen in Angriff. Die Segel werden geborgen, die Gabiers richten die Gangway her, und wir suchen in der Tiefe der Batterie unsere Siebensachen zusammen und dann stehen wir beladen mit unseren Rucksäcken und Taschen am Deck der Belem.

Wir gleiten langsam ins Hafenbecken, werden festgemacht und unsere Traumreise ist zu Ende. Der Kapitän verabschiedet uns mit einer kleinen Broschüre, in der ein schönes Foto von unserer Reise und ein kleiner Bericht über unseren Törn zu finden sind. Ich bin sehr gerührt über das schöne Andenken. Herzlich verabschiede ich mich von der Crew und bin mir sicher, daß ich die Planken der Belem wieder einmal betreten werde....

Wenn mich die Belem ruft, werde ich mich wieder auf den Weg machen!

 

Am nächsten Tag mache ich mich nochmal auf zum Hafen, denn ich habe mitbekommen, dass die Jungs gerne ein wenig naschen. So habe ich mich auf die Suche nach einem Kaufhaus gemacht und dort tatsächlich Milkaschokolade gefunden. Mit 16 Tafeln Schokolade aus Österreich besuche ich die Belem noch einmal und werde herzlich empfangen. Mein Geschenk wird dankend angenommen. Dann heißt es aber endgültig Abschied nehmen, mit einem letzten Blick auf die hochaufragenden Masten, lasse ich die Belem nun hinter mir...

 

Doch schon im Jahr 2016 gibt es eine Fortsetzung meines Abenteuers, ich werde wieder in die Bretagne reisen und einen Tag an Bord der "Recouvrance" verbringen, einer wunderschönen Goellette, die in Brest stationiert ist und 20 Personen aufnehmen kann. Am 18. 9. 2016, werde ich auf diesem Schiff "anheuern", bin schon sehr gespannt auf dieses Erlebnis!

Das schmucke Heck der "Recouvrance" mit ihr werde ich die wunderschöne Reede der Hafenstadt Brest erkunden. Brest ist der zweitgrößte Kriegshafen in Frankreich, was die totale Zerstörung der Stadt im 2. Weltkrieg verursacht hat. Heute ist Brest eine moderne Stadt, der leider der Altstadtkern fehlt, der viele bretonische Städte so reizvoll macht....

 

 

Hier ein Link zur Recouvrance:

http://www.larecouvrance.com/

 

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